Welchen Blickwinkel wählen Sie?

Bild: H.Maskulinski
Bild: H.Maskulinski

Welchen Blickwinkel wählen Sie?

Auch wenn es uns nicht immer so erscheint, wir haben immer eine Wahl

 

Gerade in schwierigen, herausfordernden Lebenssituationen erscheint es uns oft so, als hätten wir keine Wahl. Aber ist das wirklich wahr?

 

 

Vielleicht runzeln Sie jetzt Ihre Stirn und sagen sich, Wahl? Schön wärs, träum weiter…Ja, zwischen Pest und Cholera vielleicht und ja, auch ich kenne solche Situationen.

 

 

 

Ich durfte jedoch lernen und erfahren, dass ich zwar bestimmte Lebenssituationen nicht ändern kann, weil sie de facto in diesem Moment so sind wie sie nun mal sind. Aber das ist eine Momentaufnahme, das heißt nicht, dass es so bleiben muss. Selbst wenn es so bliebe, habe ich dennoch die Wahl, wie ich mit der Situation umgehe und sie interpretiere.

 

 

Dabei habe ich mindestens drei Möglichkeiten. 1) Ich sehe und fokussiere mich nur auf den Schatten, auf das Dunkle, das Traurige, das Schwere. 2) Ich sehe und fokussiere mich nur auf das Licht - wie hier auf die unerwartete im Sonnenschein sichtbar gewordene Magnolienblüte - oder 3) ich sehe sowohl die Licht- als auch die Schattenseite. Ich setze mich mit der Schattenseite auseinander und schaue bewusst hin, wo die Lichtseite ist.

 

 

 

Die Münze und ihre zwei Seiten

 

Denn alles im Leben hat zwei Seiten. Das klingt banal. Wie wir jedoch praktisch im täglichen Leben diese Erkenntnis umsetzen, ist alles andere als banal. 

 

 

Warum betone ich das so? Wenn wir nur die Schattenseite sehen, empfinden und machen wir uns häufig zum Opfer. Wenn wir uns jedoch als Opfer sehen, fühlen wir uns hilflos, machtlos, dem Leben, den Umständen ausgeliefert. Wir drohen, in dem schwarzen Loch der Hoffnungslosigkeit zu versinken, und verlieren unseren Glauben an unsere Selbstwirksamkeit. Anders ausgedrückt: wir glauben - und es fühlt sich auch so an - wir hätten keinen Einfluss und könnten nicht mehr (mit)gestalten. Wir meinen, wir hätten die Fäden unseres Lebens nicht mehr in der Hand und fühlen uns wie ein vom Wind hin und her wirbelndes Blatt.

 

 

Und nun…?

 

  

Wie ich schon an anderer Stelle beschrieben habe, ist der erste Schritt die Akzeptanz. Auch wenn sie schwerfällt und sich alles in uns in dem Moment sträubt. Je mehr wir uns gegen unser momentanes Denken und Fühlen sträuben, desto schlimmer wird es. Wenn wir uns vielleicht dann sogar noch deswegen verurteilen, dreht sich die Negativspirale noch schneller. 

 

 

 

Biss in den sauren Apfel, der sich als bekömmlich entpuppt

 

 

Also beißen wir in den sauren Apfel und versuchen, zunächst die Situation so zu akzeptieren, wie sie im Moment ist. Denn sie ist ja so, wie sie ist, auch wenn wir uns auf dem Kopf stellen. 

 

Wenn wir das geschafft haben, versuchen wir die Situation quasi aus der Perspektive eines Reporters zu beschreiben. Wir schauen sie uns an und schreiben uns das Belastende und die möglichen Chancen, die in der Situation stecken, auf. 

 

Wenn Sie mit der Methode von Byron Katie vertraut sind, hinterfragen Sie die dunkle, negative Seite zum Beispiel mit der Frage: Ist das wirklich wahr? Würde mein Partner, meine Freundin, mein Chef, der Dalai Lama oder jemand, den ich sehr schätze, das auch so sehen? Welchen Blickwinkel würde er/sie einnehmen? 

 

 

 

Lupe, Fernglas, Vogelperspektive, Reporterblick…?

 

Das hilft uns, auch andere Auslegungsmöglichkeiten für uns zu entdecken. Das wiederum ist eine gute Grundlage, um anschließend zu schauen und sich zu überlegen, welche Sichtweisen für mich hilfreich sind und welche Denk- und Gefühlsalternativen ich habe. Damit gewinne ich einerseits einen weiteren Blick auf die für mich bisher eindeutig erscheinende Situation. Andererseits trainiere ich dadurch meinen „sowohl als auch Blick“ und verlasse den „entweder oder Pfad“. 

 

Damit erweitere ich auf Dauer sowohl mein Denk,- Gefühls,- als auch Handlungsspektrum. Ich schärfe und übe mein Bewusstsein, damit ich eine Situation aus ganz vielen Perspektiven anschauen und beurteilen kann.

 

Das erleben wir alle permanent. Denken Sie an Corona. Ein Epidemiologe, eine Virologin, ein Hygieniker eine Politikerin, ein Volkswirt, Sie, Ihr Umfeld, alle haben ihren spezifischen Blick auf die Situation. Wenn sie jedoch ihre unterschiedlichen Sichtweisen austauschen, haben sie und wir die Chance, nicht nur ein spezifisches Detail zu sehen sondern einen etwas ganzheitlicheren Blick zu entwickeln.

 

 

 

Ihr tägliches Fitnesstraining: Wie viele Alternativen finde ich?

 

Das Gute ist, wenn wir in sonnigen Zeiten trainieren, haben wir die Chance, uns in dunkleren Zeiten schneller aus dem Loch und unserem dadurch bedingten eindimensionaleren Tunneldenken selbstwirksam herauszuarbeiten. Wir eröffnen uns selbst die Chance, nicht nur im Dunkeln stecken zu bleiben sondern trotz der Schwere auch die Lichtseite, die Goldnuggets zu entdecken und zu sehen. 

 

Entdecken Sie die Freude an Ihrer eigenen Kreativität und Phantasie. Vielleicht gelingt es Ihnen sogar, es spielerisch zu sehen. Wie viele verschiedene Sichtweisen finde ich? Wie viele Auslegungen fallen mir für eine Situation ein?

 

Denken Sie an die Magnolienblüte. Bin ich in der Lage sie wahrzunehmen oder sehe ich nur die Schattenseite. Was sehe ich als erstes? Wenn ich meine Perspektive ändere, was erblicke ich dann?…

 

 

Dranbleiben lohnt sich wirklich. Das wünsche ich Ihnen und uns allen von ganzem Herzen in jeder Lebenssituation und viel Freude beim Fitnesstraining der anderen Art 😉

 

herzlich Hildegard Maskulinski

 

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